Bischof Rudolf Voderholzer feiert Christmette im Regensburger Dom St. Peter

Entwaffnende Wehrlosigkeit

REGENSBURG (pdr/sm) – „Die Wehrlosigkeit des Kindes in der Krippe ist entwaffnend.“ Das hat Bischof Rudolf Voderholzer während der Christmette am 24. Dezember im Hohen Dom St. Peter in Regensburg gesagt. Der nächtliche Gottesdienst aus der vollbesetzten Kathedrale des Bistums wurde per Livestream in zahlreiche Haushalte übertragen. Die Domspatzen sangen unter Domkapellmeister Christian Heiß auf höchstem musikalischem Niveau, teils auch von der Balustrade des Hauptchores aus. Die Orgel spielte Professor Franz Josef Stoiber.

Besonders ergreifend war in diesem Jahr erneut der musikalische Abschluss des Gottesdienstes, als die Domspatzen das traditionelle „Quem pastores laudavere“ und das „Stille Nacht, heilige Nacht“ in der weithin dunklen Kathedrale sangen. Eingangs hatte Bischof Voderholzer seine Erleichterung darüber ausgedrückt, dass „fast ganz normal“ der Gottesdienst gefeiert werden könne, „von ein paar Einschränkungen aus Vorsicht vor Corona“ abgesehen. Ganz zu Beginn sagte der Regensburger Bischof: „Wir haben es nicht nötig, in den Turbulenzen der Welt unterzugehen. Wir sollen vielmehr zur Humanisierung der Welt beitragen.“

Licht aus der
Geburtsgrotte

Nicht weniger ergreifend war der Empfang des Lichts aus der Geburtsgrotte von Bethlehem, das Pfadfinder als ein kleines Feuer über den weiten Weg unter anderem bis nach Regensburg gebracht hatten. „Möge das Licht in unseren Herzen widerstrahlen und uns froh machen“, sagte der Bischof.

Der mächtigste
Mann der Zeit

In seiner Predigt berichtete Bischof Voderholzer, dass das Weihnachtsevangelium nach dem Evangelisten Lukas durchaus keine idyllische Erzählung sei, sondern ein „geschichtliches Gemälde, das ein Gegensatzpaar gegenüberstelle: Auf der einen Seite Kaiser Augustus, den mächtigsten Mann seiner Zeit, der 45 Jahre lang über das römische Reich herrschte. Zwar überwand er den Bürgerkrieg, aber unter seinem „Frieden“ wurden die Völker unterdrückt und ausgebeutet. Allerdings wurde unter ihm auch das umspannende römische Straßennetz eingerichtet, auf dem die Apostel, insbesondere Paulus, ihrer intensiven christlichen Missionstätigkeit nachgehen konnten, die bekanntlich über Soldaten und Kaufleute schon damals bis nach Regensburg wirkte. Vor allem aber steht im Evangelium die arme Familie gegenüber. Die Jungfrau Maria bringt den Retter der Welt hervor, der die „Ermöglichungsbedingung“ von Friede und Versöhnung der Völker in Fülle bedeutet – und nicht allein die Abwesenheit von Krieg. „Wo Gott die Ehre gegeben wird und Religion nicht bloß politisch funktionalisiert wird, da kann auch auf Erden Frieden werden“, sagte Bischof Voderholzer nicht zuletzt mit Blick auf Russland und auf die leidende Ukraine. 

Anfangs hatte er daran erinnert, dass manche schon von einer „Kriegsweihnacht 2022“ sprächen, was insbesondere für die Menschen in der Ukraine zutreffe. Der Bischof erbat aufs Neue den Frieden gerade für die Ukraine, aber auch für die ganze „so oft unter Todesschatten liegende Welt“. Schließlich sei das Christuskind mit seinem Lächeln in Wehrlosigkeit buchstäblich „entwaffnend“ der Welt entgegengekommen.

Klar und gefühlvoll

All das – die friedliche Botschaft der Weihnacht – hatten die Regensburger Domspatzen und Professor Stoiber an der Orgel in ihrer geistlichen Musik immer wieder klar und gefühlvoll und mit hohem geistlichem Anspruch zu verdeutlichen vermocht.